Dieser Beitrag fällt mir tatsächlich etwas schwerer als die anderen. Ich formuliere ihn schon seit sehr langer Zeit, sowohl in meinem Kopf als auch in meinem Herzen. Und immer wieder kommt etwas anderes dabei heraus. Denn es handelt sich um pure Emotionen. Es geht um die Rolle des Opfers. Und um eine Entschuldigung, Verantwortung und Respekt.
Während ich also monatelang an diesem einen Artikel sitze und es nicht so richtig hinkriege, das zu formulieren, was in mir vorgeht, findet auch gleichzeitig ein Prozess statt. Ich verarbeite. Ich schreibe und lösche und denke nach. Und komme immer wieder an einen Punkt: Warum?
Und dieses „Warum“ dreht sich tatsächlich mal nicht um den Unfall an sich, sondern um das Schweigen, welches seit eineinhalb Jahren zwischen den Unfallbeteiligten herrscht. Herrschte, aber dazu gleich mehr.
Was ich mir wünsche, ist eigentlich so banal und einfach, dass es das Ganze für mich nur noch komplizierter macht.
Ich möchte ein bisschen Respekt. Eine Entschuldigung wäre schön, aber irgendeine Reaktion wäre auch Ok. Alles, aber kein Schweigen. Aber dieses Schweigen ist, war jeden Tag allgegenwärtig. Es gibt Tage da möchte ich laut losbrüllen: „HALLO?! Ich bin hier, ich bin ein Mensch mit Gefühlen.“ Habe ich nicht eine Erklärung verdient?
Ich komme aus und lebe in einem Umfeld, in dem Kommunikation wichtig ist und ein respektvolles Miteinander zum Alltag gehört. Ich kann nicht verstehen, wieso da auf der „anderen“ Seite niemand ist, der ein bisschen empathisch ist. Ich habe mir alle möglichen Szenarien ausgedacht, Kopfkino ohne Ende, eine ewig mahlende Gehirnschmalzmühle – mit immer demselben Ergebnis. Ich wünsche mir Kontakt. Zu ihm oder seiner Mutter oder seinem Bruder oder irgendjemandem.
Es ist mir wichtig. Mir persönlich. Also habe ich Kontakt aufgenommen. Das wollte ich schon länger, meine Anwältin fand die Idee vorerst aber nicht so gut, dann hatte ich immer mal miese Launen und habe es wieder verworfen. Dazu kam die große Angst, in die Offensive zu gehen und niemals eine Antwort zu bekommen.
Irgendwann habe ich einen Brief formuliert, schon das Schreiben tat mir gut. Nicht an ihn direkt. An seine Familie. Ich habe ihn abgeschickt und – umgehend Antwort erhalten. Von seiner Familie.
Kein Schweigen mehr.
Emotionale Zeilen, die mich sehr aufgewühlt haben. Der Versuch einer Erklärung, eine Entschuldigung, Respekt und Mitgefühl. All das, was ich mir so lange so sehr gewünscht habe. Ich habe auch die Gründe erfahren, warum der Kontakt bisher nicht zustande gekommen ist. Es war tatsächlich eines der Szenarien, die ich mir vorgestellt habe. Ich bin so froh, dass ich den ersten Schritt gemacht habe.
Und es ist der erste Schritt. Ich weiß nicht, wohin das alles führt, aber es fühlt sich gut und richtig an. Und außerdem weiß ich jetzt, ich bin nicht alleine…
Hallo Jule!
Ich bin auch sehr froh,dass es nun endlich die Möglichkeit für dich (ich hoffe das Du geht in Ordnung) gibt, zumindest eine Erklärung für all das zu bekommen! Entschuldigen oder gar ungeschehen machen kann leider niemand diesen unseligen Tag! Aber Empathie,den Versuch einer Erklärung,mitfühlende Worte – darauf musstest du in der Tat viel zu lange warten! Wenn auch äusseren Umständen geschuldet wie Du ja nun gottlob auf Grund deines mutigen Schrittes erfahren hast!
Ich kann mir sehr gut vorstellen,dass Du Antworten auf das Warum brauchst auch wenn alle Antworten darauf wie gesagt leider nichts ungeschehen machen können aber dir zumindest hoffentlich das quälende Gefühl der Missachtung nehmen!
Ich habe seit dem 16.1.16 oft an dich denken müssen ohne zu wissen wer du eigentlich bist!
Es macht mich zwar sehr traurig wie sehr Du an diesem Tag aus deinem Leben katapultiert worden bist aber es stimmt mich doch auch ein wenig froh wie sehr Du dafür kämpfst dein Leben wieder in halbwegs normale Bahnen zu lenken!
Zugegebenermaßen wird nichts mehr so sein wie es einmal war aber du beschreitest nun andere neue Wege und dafür wünsche ich dir weiterhin viel Kraft!
LG Kiki