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TOUCHED

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WAS? Du schreibst eine Theaterkritik? – Nein! Ich erzähle euch heute von einem Abend, der mich sehr berührt hat. Und der sehr viel in mir ausgelöst hat. Altes. Neues. Trauriges. Schönes. 

Vor einiger Zeit schrieb mich meine liebe Bekannte Ines an – ob wir uns nicht mal wieder treffen wollen. Ihres Zeichens Schauspielerin. Sie erzählte, dass sie derzeit das Stück „TOUCHED“ (Trailer) spiele und ich doch gerne kommen solle. Ich recherchierte also das Stück und war baff erstaunt, dass es sich intensiv und ausschließlich mit der PTBS – der Posttraumatischen Belastungsstörung – auseinandersetzt. „Na wenn das mal kein Zeichen ist“ – hab ich gedacht und Ines direkt zugesagt.

Am Theaterabend hatte ich dann aber doch ein flaues Gefühl im Magen – war ich überhaupt schon so weit? Was würde das Stück in mir auslösen? Nervenzusammenbruch? Heulkrampf? Flashbacks? Und – kann jemand, der keine PTBS hat, überhaupt schauspielerisch umsetzen, was so in „uns“ PTBS-Erkrankten vorgeht? Diese Antwort nehme ich mal direkt vorweg: Ja, Ines kann das. Sie hat ihre Rolle großartig gespielt. Facettenreich, ausdrucksstark, leidenschaftlich.

Aber worum geht es eigentlich? Das Stück handelt von einer jungen Frau, Shenna, die in ihrer Kindheit Misshandlungen durch ihre Mutter erfahren hat – was genau passiert ist, erfährt man nicht, braucht man für den Kontext aber auch nicht. Sie leidet unter einer komplexen PTBS – und kämpft jeden Tag mit sich und dem Leben. Im Stück begleitet man ihren Weg der Genesung – mit allen Höhen und Tiefen und vor allem Emotionen: Wut, Unverständnis, Selbsthass, Liebe, Freude, Hoffnung, …

Man wird konfrontiert mit dem inneren Kind, den Reaktionen und dem (Un-)Verständnis der Außenwelt. Immer dabei: Ihre beste Freundin Toni (Cosma Dujat), die wie ein Pfeiler im Sturm an ihrer Seite steht, ihre Zweifel, Unsicherheiten und Stimmungsschwankungen mitlebt und fest an sie glaubt – auch wenn Shenna manchmal kurz vorm Aufgeben ist. Ob sie es am Ende schafft? Das verrate ich an dieser Stelle nicht, das Stück wird nämlich Ende Februar nochmal gespielt.

Umgesetzt wurde es als Zwei-Personen-Stück (auf der Bühne), mit vielen Filmsequenzen und Personen „im Hintergrund“ und sehr ausdrucksstarker Musik. Dieser „Medienmix“ hat mir persönlich besonders gut gefallen und das etwa dreistündige Stück sehr kurzweilig gemacht.

Nach Ende des Applauses saß ich noch einen Moment im Zuschauerraum, tief bewegt, mit Tränchen in den Augen, aufgewühlt – aber keineswegs instabil, sondern eher tief beeindruckt. Mein erster Gedanke war „Verdammt, ich habe gerade meine letzten zwei Jahre im Schnelldurchlauf gesehen.“ Natürlich nicht 1:1 übertragbar, denn ich habe weder eine komplexe PTBS, noch hatte ich jemals Selbstmordgedanken – auch liegt mein Trauma ja nicht in der Kindheit – und ein wesentlicher Faktor in meinem Prozess waren ja auch die schweren Verletzungen.

Trotzdem war meine erste Intention, dass ich am liebsten alle meine Freunde, Familie und nahestehenden Menschen mit in dieses Stück nehmen möchte. Warum? Mir fällt es oft sehr schwer, meine PTBS in Worte zu fassen, und schaffe ich es irgendwie, habe ich trotzdem immer das Gefühl, dass es nicht das ausdrückt, was wirklich in mir vorgeht. „TOUCHED“ hat das geschafft und mich – wie passend der Name ist – auf ganzer Linie berührt.

Und deshalb lege ich allen meinen Hamburger (und norddeutschen) Freunden ans Herz, am 23. oder 24.2.2018 um 20 Uhr im Hamburger Sprechwerk vorbeizuschauen. Für alle anderen: Sollte das Stück irgendwann mal auf Tournee gehen, sag ich euch Bescheid!

Mehr Infos: TOUCHED

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