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Eigentlich fliege ich grad nach Tokio…

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… aber wieder einmal hatte das Leben andere Pläne.

Mama hat Krebs.

Es begann mit einer Gelbsucht vor einigen Wochen, und nach vielen Untersuchungen im Universitäts-Klinikum Hamburg Eppendorf steht fest: Es ist ein Gallengang-Karzinom mit erheblicher Beteiligung der Leber. Ein seltener und schwer zu behandelnder Krebs.

Ja, puh. Was für ein Schock.

Am vergangenen Montag rückte ein Team von Chirurgen dem heimtückischen Eindringling zu Leibe. Ob er überhaupt operabel war, konnte man erst während der Operation entscheiden. Für uns hieß das am Montag: Nerven blank, hoffen, beten und Engelchen schicken (wer sich dazu berufen fühlte) und alle Daumen, Zehen und Finger drücken. Bei jedem Anruf hofften wir, dass sie immer noch im OP war. Und dort blieb sie rund sechs Stunden. Die Chirurgen hatten operiert! Eine erste Erleichterung.

Wir eilten in die Klinik und waren erstaunt, dass Mama bereits wach und ansprechbar war. Sie hatten ihr einen Leberlappen entfernt, die Leberarterie erneuert, neue Gallengänge gelegt – und sie mit 12 Bluteinheiten versorgt (für die erste Planung der OP hatten sie vier Konserven bestellt – diese aber zum Glück nochmal auf zehn erhöht).

Für die Chirurgen war die OP ein Erfolg, sie konnten den schon weit fortgeschrittenen Tumor entfernen – zumindest das, was mit dem bloßen Auge erkennbar war. Nun warten wir sorgenvoll auf die Laborergebnisse, die dann den tatsächlichen Erfolg bestätigen – oder eben auch nicht. Der Körper muss noch auf Metastasen gecheckt werden, dann wird über die Art der Anschlusstherapie entscheiden.

Bei dieser Art Krebs ist es leider so, dass die Rezidivrate selbst bei vollständiger Entfernung extrem hoch ist, weshalb auf jeden Fall noch mit einer Chemotherapie hinterhergeschossen wird. Im Falle von Metastasen wird anders behandelt, aber damit setzen wir uns erst auseinander, wenn es so weit ist.
Am Montag ist das nächste Tumorboard und dann sollten auch die Ergebnisse da sein.

Für mich persönlich hat diese Diagnose einen echten Rückfall/Schock ausgelöst. Tagelang lief ich mit Watte im Kopf umher, hatte eine Panikattacke nach der anderen und konnte überhaupt nicht mehr klar denken. Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass ich noch einmal so instabil werden würde.

Das war für mich auch der Anlass, über eine medikamentöse Behandlung nachzudenken. Ich habe mir ein angstlösendes Notfall-Medikament verschreiben lassen und zusätzlich auch noch ein Antidepressivum (es fällt mir schwer, das aufzuschreiben). Ich bin ja eigentlich jemand, der gerne alles irgendwie schafft, dieses Mal muss ich mir allerdings eingestehen, dass es nicht ohne Hilfe geht. Ich habe mit dem Medikament noch nicht angefangen, weil ich erst einmal die nächsten Schritte und die tatsächliche Prognose abwarten möchte, dann geht es aber los. Ich muss mich dringend stabilisieren, für den Kampf, der da noch kommen wird.

So – und aus all diesen Gründen habe ich meine Tokio-Reise schweren Herzens abgesagt. Ich habe mich so wahnsinnig drauf gefreut, die erste große Reise nach dem Unfall, es sollte ein weiter Schritt in Richtung Freiheit werden. Ich kann und will Mama jetzt aber nicht alleine lassen, ich merke, wie gut es ihr tut, dass ich da bin. Außerdem fühle ich mich psychisch gar nicht in der Lage, den Strapazen so einer Reise standzuhalten. Während Mario also nun auf dem Weg ist (zum Glück mit Freunden), sitze ich im Café des Krankenhauses und denke darüber nach, wie wir die nächsten Monate meistern.

Egal, was kommt, ich bin bereit – wir werden kämpfen! ATTACKE & FCK CNCR.

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