Ich habe in meinem letzten Artikel ja schon angekündigt, dass ich mal etwas zum Thema „weißnichtwieichesnennensoll“ schreiben möchte. Nennen wir es einfach „Das Leben ist hart, ich bin härter.“
Ich habe in den vergangenen 3,5 Jahren eine Veränderung an mir festgestellt, die mir gar nicht so gut gefällt. Ich bin mir allerdings auch nicht sicher, wie ich dieser Entwicklung entgegenwirken kann.
Ich bin ziemlich hart geworden. Ganz allgemein, aber vor allem zu mir selber. Ich war ja schon immer der norddeutsch-direkte Typ, nicht lang schnacken, ehrlich währt am längsten – Kielerin eben. Trotzdem hatte ich immer auch eine weiche Seite, mit dem Wunsch nach Geborgenheit, Fallenlassen, Schwäche zeigen können, Mädchen sein eben. Diese Seite ist noch irgendwo, das weiß ich, sie zeigt sich nur nicht mehr. Oder nur ganz selten, nur mit mir, wenn ich alleine bin und einen schwachen Moment habe oder mit ganz vertrauten Menschen um mich herum.
Ich erlaube es mir einfach nicht. Es fühlt sich nämlich so an, als wäre all das, was gerade ist, ein unheimlich fragiles Konstrukt. All das, was ich mir wieder neu aufgebaut habe, mein „neues“ Leben, mein neuer Alltag. Ich habe das Gefühl, als stünde das alles auf „ganz dünnem Eis“.
Ich war schon immer ein ganz oder gar nicht Typ. Hau drauf. Das Leben einatmen. Emotional, leidenschaftlich, 100%. Dosieren konnte ich noch nie gut. Und jetzt erst recht nicht mehr. Vor allem Schmerz dosiert zulassen, das fällt mir schwer. Ich würde so gerne ab und zu mal sagen „das kann ich nicht“, einmal kurz weinen, schwach sein, zulassen. Aber ich kann es nicht. Ich habe das Gefühl, wenn ich es zulasse, kann ich es nicht mehr kontrollieren. Dann kommt es raus, das Monster, und ich kann es nicht mehr bändigen.
An dieser Stelle sollte natürlich meine Therapie ansetzen, aber ich habe im Moment keine Therapeutin, weil ich mich bei meiner letzten nicht mehr wohl gefühlt habe und der Schritt, eine neue zu suchen, so unheimlich groß ist. Wieder von vorne anfangen, alles erzählen, alles nochmal durchleben, das schaff ich irgendwie grad nicht. Also bleibe ich lieber hart zu mir. Mit meiner Peitsche in der Hand und treibe mich voran. Normal sein, nicht schwach sein, das Monster in Schach halten. Bis ich es gelernt habe, alleine oder hoffentlich mit Hilfe.
Sollte jemand von euch mich also einmal als sehr hart und kompromisslos wahrnehmen, dann verzeiht mir bitte. Ich kann es grad nicht besser.