Scheiß Jahr, echt. Schon wieder. Wäre ich Pessimist, würde ich das wahrscheinlich ernst nehmen. Aber es nützt ja nichts. Et kütt wie et kütt.
Worauf ich schon sehr lange warte, ist ein bisschen Ruhe. Ich erwarte ja gar keine Non-Stop-Glücksgefühle, aber es wäre wirklich schön, wenn es einfach mal eine Weile läuft. Ohne Katastrophen, ohne Dramen, ohne Ärger, ohne Traurigkeit.
2019. Ich weiß noch, wie ich mir zum Jahreswechsel 18/19 etwas gewünscht habe. Es war wirklich bescheiden, fand ich. Beständigkeit, das war mein Wunsch. Nicht mehr und nicht weniger. Ich glaube aber mittlerweile, dass 2019 ein Gegenteil-Jahr war. Wenn ich das nur gewusst hätte…
Es fing ganz gut an. „Neue“ Liebe, ein Job, der mir Spaß gemacht hat, toller Hund, tolle Zeit im Wald, viel Raum für mich. Irgendwie genau so, wie ich es mir gewünscht habe.
Ja, Mist. Hielt nicht lange an. Dann kam schon Mamas Krebsdiagnose mit einer wahnsinnig schlechten Prognose. Und die große Operation, bei der sie ihr die halbe Leber (und mehr) entfernt haben. Und die anschließende Chemotherapie. Eine anstrengende, traurige, nervenaufreibende Zeit.
Papa ist gestorben. Friedlich und gut, aber er ist trotzdem nicht mehr da. Er fehlt mir.
Und noch zwei Menschen sind gegangen, deren Tod mich unglaublich aufgewühlt hat. Einer freiwillig, einer plötzlich. An manchen Tagen kann ich es immer noch nicht fassen. Sie waren beide in meinem Alter.
Meine Beziehung hat es auch nicht durch den Alltag geschafft. Ich glaube, wir waren einfach zu verschieden.
Und zuguterletzt habe ich meinen Job verloren. Einen wirklich tollen Job. Zum Glück waren es „äußere Umstände“, was mich wenigstens nicht (zusätzlich noch) persönlich an mir hat zweifeln lassen.
Aber ganz ehrlich, ich hatte einfach schon wieder die Schnauze voll. Reicht auch irgendwann. Vielleicht sind das aber auch eben genau die Momente, in denen Dinge passieren, mit denen man nicht rechnet. Oder es liegt daran, dass ich trotz „Schnauze voll“ irgendwie sicher war, dass es schon alles wird. Oder es liegt am Antidepressivum. Wer weiß das schon.
Das blöde Jahr ist jetzt vorbei, und ich habe trotzdem ein ganz positives Gefühl im Bauch. Mamas letzter CT war ohne Rezidiv. Ich habe einen neuen Anwalt, der die Dinge wirklich vorantreibt und mich glauben lässt, dass wir tatsächlich bald zu einer Einigung kommen. Was mir unglaublich viel Druck von der Brust nehmen würde. Nach fast vier Jahren.
Ich bin noch einmal beim Fuß-Guru gewesen, der mir gesagt hat, dass wir vermutlich noch ein bisschen Spielraum haben. Er könnte operieren. Ich werde das in nächster Zeit nicht machen lassen, weil die Operation sehr aufwändig ist und er auch nur den Mittelfuß korrigieren würde, aber die Option ist da, wenn ich die Schmerzen nicht mehr aushalte.
Und ich habe jemanden kennengelernt. Das stand zwar ganz sicher nicht auf meinem Plan, aber hey, so ist es eben. Es fühlt sich gut an. Er bringt mich zum Lachen. Ich kann ich sein in seiner Gegenwart. Mal sehen, was wir daraus machen.
Das war also 2019. Und bald kommt 2020. Ich wüsste zu gerne, ob es wieder ein Gegenteil-Jahr wird, damit ich mir das Richtige wünsche. Um 0 Uhr, wenn ich im Wald bin und meine Wunsch-Rakete starte.
Happy 2020.