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Auszeit 

Vor einiger Zeit kam der Tag, da habe ich mir mein Leben angeschaut und mich gefragt „Wer bin ich eigentlich? Was mache ich hier und wo führt das alles hin?“ Und ich habe gemerkt, dass ich unzufrieden bin.

Viele Menschen sind unzufrieden mit ihrem Leben. Und machen trotzdem einfach weiter. Sie hoffen auf bessere Zeiten, leben in der Zukunft („Eines Tages…“, „Das wird schon wieder…“). Nach dem Unfall habe ich mir geschworen, dass kein Tag mehr vergehen wird, an dem ich unglücklich bin. Einige Monate später fällt mir auf, dass es lange keinen Tag mehr gab, an dem ich nicht unglücklich war.

Aber warum eigentlich? Ich lebe mit einem Mann zusammen, den ich liebe. Ich habe ein zuckersüßes, kleines Hundekind, ein Waldhaus, eine tolle Familie, arbeite wieder stundenweise und habe momentan keine großen, finanziellen Sorgen. Gesundheitlich habe ich mich arrangiert und komme sehr gut zurecht, psychisch habe ich einen enormen Sprung gemacht. Ich habe wieder Raum für Träume, Mut für Reisen und Lust auf Abenteuer. Eigentlich ist doch alles genauso, wie ich es mir erträumt habe.

Das ist aber leider nur die Oberfläche. Denn so sehr man auch liebt, die letzten eineinhalb Jahre waren für uns als Paar nicht leicht. Der harte Kampf hat Spuren hinterlassen. Und wenn man merkt, dass man nicht mehr an einem Strang zieht und sich einfach nur irgendwie durch den Alltag hangelt, hilft für den Moment auch die größte Liebe nicht weiter.

Raum für Träume – den habe ich wieder. Aber keine Träume. Ich habe mir oft überlegt, was ich denn tun möchte in meinem Leben. Etwas Sinnvolles, es soll mir unbedingt Freude machen, mein Leben ausfüllen. Aber mir fällt nichts ein, auch wenn ich die freie Wahl habe. Das frustriert mich sehr. Ich habe das Gefühl, die Tage ziehen sinnlos dahin. Manchmal macht mich das so traurig, dass ich überhaupt keinen Antrieb mehr finde.

Körperlich – ja, ich kann sagen, dass es ich es mittlerweile akzeptiert habe. Trotzdem sind da immer noch die täglichen Schmerzen, bei jedem Schritt. Ich kann vieles nicht mehr. Bin sehr schnell erschöpft und oft müde. Das zermürbt.

All das hat im Laufe der letzten Monate zu einer grundsätzlichen Unzufriedenheit geführt. Wer mich gut kennt weiß, dass ich nicht zu den Menschen zähle, die so einen Zustand einfach aushalten und auf bessere Zeiten hoffen. Ich habe also überlegt, was ich tun kann, um wieder Klarheit in mein Leben zu bringen. Und siehe da – mein tollster Bruder hat mir für ein paar Wochen seinen VW Bus angeboten.

Und hier sitze ich nun, mit Emma an meiner Seite, und nehme mir eine Auszeit von meinem eigenen Leben. Um Abstand zu gewinnen, mich selbst zu finden, alles neu zu ordnen und Entscheidungen zu treffen. Wo geht die Reise hin? Mal sehen. Das kann ich jeden Tag aufs Neue entscheiden…

1 Gedanke zu „Auszeit “

  1. Pingback: Zwei Jahre später | januartag

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