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5 Jahre

Ist es wirklich schon so lange her? Ich kann es kaum glauben – ein halbes Jahrzehnt! Ich habe sehr lange nichts mehr von mir hören lassen, deswegen wird dieses Update wohl recht ausführlich ausfallen. Das lag zum einen daran, dass wir 2020 ja irgendwie alle unseren eigenen Kampf zu kämpfen hatten, oder? Zum anderen war für mich das vergangene Jahr eher ein Jahr der Verdrängung. Oder anders gesagt: Ich bin müde. Erschöpft. Ausgelaugt.

Ihr wisst ja, ich bin eine Kämpfernatur, aber im vergangenen Jahr gab es einige Momente, in denen ich einfach resignieren wollte. Das betrifft vor allem den Kampf mit der gegnerischen Versicherung. Es gibt drei große Säulen: Schmerzensgeld, Haushaltsführungsschaden und Verdienstausfall. Nach fünf Jahren haben wir noch nicht einen Punkt final reguliert. Der letzte Anlauf meiner Kanzlei war es, eine Abfindung für den Haushaltsführungsschaden zu verhandeln. Da ich immer noch einen riesigen Berg Schulden mit mir durch die Gegend schleppe, wollte ich durch die Abfindung dieses Postens ein bisschen Freiraum schaffen. Finanziellen Spielraum, um wieder so frei zu sein, Pläne machen zu können und zu überlegen, was ich mit meinem Leben eigentlich anfangen möchte. Leider aber macht die Versicherung das, was Versicherungen eben tun. Zeit schinden, die Sache aussitzen, widersprechen und zuguteletzt ein unverschämtes Angebot machen. Das ist unglaublich zermürbend. Nicht nur einmal war ich kurz davor, das Geld einfach zu nehmen und einen Haken hinter diesen Posten zu machen. Nach vielen Gesprächen, Tränen und erschöpften Stunden habe ich aber beschlossen, noch einmal meine Kräfte zu sammeln und mich neu aufzustellen. Ich habe meine Kanzlei verlassen und mir einen neuen Anwalt gesucht. Ich war schon lange nicht mehr zufrieden mit meinem Anwalt und im Laufe der vergangenen Monate bröckelte das Vertrauen immer mehr.

Ich habe jetzt ein absolut gutes Gefühl, mit meinem neuen Anwalt passt es einfach und ich bin davon überzeugt, dass wir in diesem Jahr ganz viel vorantreiben werden, auch wenn das für mich bedeutet, nochmal richtig Gas zu geben und auch schon verheilte Wunden nochmal aufreißen zu müssen.

Ja und gesundheitlich… geht es steil bergab. Mit meinem Fuß habe ich mich einigermaßen arrangiert, auch meine Grenzen kann ich mittlerweile ganz gut einschätzen. Aber: Ich kämpfe schon jetzt, trotz Physiotherapie und regelmäßiger Übungen, mit den Folgeschäden meiner Verletzungen. Wie soll es auch anders sein, mein Körper ist total schief und klumpig und jede Bewegung, die ich mache, ist falsch für den Körper. Mein kleiner Zeh rollt sich ein aufgrund der Fehlstellung des Fußes, meine Hüfte muss wohl ein einziger Arthroseklumpen sein, seit einigen Monate habe ich Knoten im Nacken und Verhärtungen am ganzen Körper, bis zum Kopf – und dementsprechend auch täglich starke Kopfschmerzen. Ich tue ganz sicher nicht so viel, wie ich tun müsste, um präventiv vorzugehen und meinem Körper gerecht zu werden. Ich bin allerdings auch nicht der Typ, der sein gesamtes Leben nach den Defiziten ausrichtet. Ich versuche jeden Tag, so normal wie möglich zu sein und das rächt sich einfach nach einer Weile. Mein Körper ist ein einziger Schmerzklops.

So – aber ich habe Pläne für dieses Jahr! Ich habe grad eine Reha beantragt, bin auf der Suche nach einem neuen Orthopäden und habe ein bisschen mit Yoga angefangen. Ich versuche mir mehr Zeit zu nehmen und öfter um Hilfe zu bitten. Ich suche einen Psychotherapeuten (von meiner PTBS erzähle ich euch ein anderes Mal), um mein inneres Gleichgewicht zu stärken. So pessimistisch dieses Update auch klingen mag, ich bin es nicht! Ich habe noch ganz Großes vor – und ich habe eine unglaublich tolle Familie, Bombenfreunde und einen Mann an meiner Seite, mit dem ich glücklicher nicht sein könnte. Und damit habe ich so viel Wertvolles in meinem Leben, wie ich mir nur wünschen kann. Alles andere kriegen wir auch noch hin!

2 Gedanken zu „5 Jahre“

  1. Ach Jule, was soll ich sagen…Mir geht es genauso wie dir! Ich sitze im gleichen Boot mit den Versicherungen und jedes Mal muss man sich fühlen wie ein Täter, obwohl man doch das Opfer ist…Wo führt das nur hin?! Ich drücke dir ganz doll die Daumen und vielleicht können wir uns irgendwann mal über unsere Erfahrungen austauschen? Fühl dich gedrückt und genieße jeden glücklichen Moment. ♥️ Happy Survival Day
    P.S.: Warst du am Samstag in Stohl/Strande an der Steilküste spazieren? Dann wären wir uns fast begegnet.

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